Wenn man die Deutschen fragt, was sie am liebsten tun, sind Kochen, Grillen und Essen wahrscheinlich ganz oben auf der Liste. Leider haben all diese Lieblingsbeschäftigungen eine gemeinsame Schattenseite: den Abwasch danach. Vor allem fettige Gerichte wie Schäufele, Ente oder Spareribs können einem den Spaß am Spülen ganz schön vermiesen. Glücklicherweise hat die Reinigungsmittelindustrie viel Zeit und Mühe investiert, um Spülmittel zu entwickeln, die laut Werbung von ganz alleine den Abwasch erledigen. Vielleicht erinnert sich hierzu jemand noch an die legendäre Fairy Ultra Werbung mit den Städten Villariba und Villabajo aus dem Jahr 1992? Und diese Wunder-Spülmittel helfen nicht nur beim Abwasch selbst, sondern sie sorgen auch dafür, dass es das Fett am Ende bis in die Kläranlage schafft. Spülmittel sind nämlich so etwas wie chemische Diplomaten, sie vermitteln zwischen den Erzfeinden Fett und Wasser.
Was ohne diese Vermittlerrolle passiert, sieht man z. B. bei der Soße zum Gänsebraten.
Hier setzt sich oben das leichtere Fett als dicke Schicht ab und man kann mit speziellen Soßenkannen gezielt aus der unteren, wässrigen Schicht abgießen oder eben aus der oberen, fettigen Schicht. Gibt man ein Tensid, wie z. B. Fairy Ultra hinzu, bildet sich eine Emulsion in der kleine Fetttropfen umgeben von Fairymolekülen im Wasser gelöst sind. Was man zu Hause mit viel chemischer Diplomatie gut lösen kann, klappt in der Gastronomie nicht mehr so einfach. Hier geht aufgrund der großen Mengen an zubereitetem Essen am Ende viel fettiges Abwasser in den Kanal, das eben nicht so liebevoll emulgiert wurde.
So lange das Wasser / Fett-Gemisch noch heiß und in schneller Bewegung ist, ist alles in Ordnung. Wenn die Mischung aber abkühlt und in den großen Kanälen der städtischen Entsorgungsleitungen entschleunigt wird, hat das Fett Zeit sich abzusetzen. Es bilden sich Verkrustungen, die zum einen von Mikroorganismen abgebaut werden, was ziemlich übel riecht, und zum anderen den Durchfluss des Abwassers behindern. Im allerschlimmsten Fall ist das Rohr irgendwann komplett zugesetzt und es kommt zum Rohrinfarkt, dessen Behebung ziemlich kompliziert und vor allem teuer werden kann.
Um hier vorzubeugen, müssen in Einrichtungen wie der Gastronomie, aber auch bei Industriebetrieben mit fettigen Abwässern, wie z.B. Großbäckereien, Fettabscheider ins Kanalsystem eingebaut werden. Diese FETT-Abscheider funktionieren vom Prinzip her wie die vorher beschriebene Soßenkanne zum Gänsebraten. Hier kann sich in aller Ruhe das Fett oben absetzen und unterhalb der Fettschicht fließt der wässrige Teil direkt und schadlos in den Kanal. In regelmäßigen Intervallen muss der Abscheider dann mit einem Saugfahrzeug geleert und gereinigt werden, was für die Mannschaft des Fischer und Hohner Gastro-Services ein alltägliches Prozedere darstellt und sich bei F + H zu einem wesentliches Geschäftsfeld mit eigener Fettabscheider-Behandlungsanlage am Standort Gersthofen entwickelte .
Das, was hier abgesaugt und behandelt wird, ist übrigens kein wertloser Abfall, sondern ein Baustein der Energiewende. Fett ist so etwas wie eine chemische Batterie. Es hat eine deutlich höhere Energiedichte als die beiden anderen biologischen Hauptbausteine Kohlenhydrate und Proteine und bindet kaum Wasser im Speichergewebe. Damit sorgt es entgegen seinem Ruf in Wirklichkeit dafür, dass wir durch das Fett nicht schwerer, sondern leichter sind als mit anderen Energiespeichern. Das gewonnene Fettkonzentrat wird bei F + H dann im Klärwerk mit dem Leitsatz „Energie aus Abfall“ verwertet und die gespeicherte Energie in Strom und Wärme umgewandelt. Um das enthaltene Potential noch besser nutzen zu können, wird gerade an der Entwicklung weiterer F + H Verwertungswege im Bereich der Bio-Kraftstoffe wie auch der Erzeugung von Strom aus Biogas gearbeitet. Ein Endprodukt könnte sich auch in Verwendung neuer Kraftstoffe darstellen.
Dazu der aktuelle Artikel in der Augsburger Allgemeinen: https://azol.de/70332591
Verfasser: Dr. Christoph Stöckle (Ressourcenstrategien)