Keine Abfallart ist so leicht zu recyceln wie der Bioabfall. Innerhalb kürzester Zeit setzen die hierfür erforderlichen Prozesse von selbst ein. Das kann gewollt sein, wie auf dem heimischen Komposthaufen oder ungewollt, wie beim Pausenbrot, das der Nachwuchs übers Wochenende in der Schultasche vergessen hat.
Nun sind die Dinge ja selten so einfach, wie sie anfangs erscheinen. Das mit dem Komposthaufen ist an sich eine tolle Sache, allerdings können hier nicht alle Abfälle biologischen Ursprungs entsorgt werden. Zum einen hat nicht jeder so einen eigenen Bioreaktor und zum anderen kann man vieles hier nicht verwerten, da z.B. Fleischabfälle ein Publikum anziehen, das wir nicht gerne um uns haben. Alles, was wir nicht in Eigenregie verwerten können, landet in der Biotonne, so die Theorie.
In der Realität läuft es aber mit der Abfalltrennung nicht ganz so geradlinig. Das hat eine Studie des Umweltbundesamtes gezeigt, wonach in der deutschen Restmülltonne durchschnittlich ca. 39 % Bioabfälle gefunden wurden. Die Abfälle, die tatsächlich in die Restmülltonne gehören, machten insgesamt mit nur rund 32 % aus, überspitzt gesagt: mehr Fehlwürfe als Treffer. Fairerweise muss man sagen, dass manche Bioabfälle wie z.B. Speisereste je nach lokalen Vorgaben möglicherweise tatsächlich in den Restmüll gehören, das sind am Ende aber keine 39 %.
Zurück zum Recycling und hin zur Frage, was eigentlich mit den Bioabfällen aus der Biotonne passiert. In den allermeisten Fällen gehen diese entweder in eine Kompostieranlage, ein Biomasseheizkraftwerk oder in eine Biogasanlage. Eine Kompostieranlage ist das Gleiche wie unser Komposthaufen, nur größer und viel technischer. Hier wird innerhalb weniger Wochen hochwertiger Kompost hergestellt, der in der Landwirtschaft oder auch im eigenen Garten verwendet werden kann.
Auch das Biomasseheizkraftwerk ist schnell erklärt: hier werden trockene Abfälle mit viel Holzanteil als Brennstoff eigesetzt und in Wärme und Strom umgewandelt.
Deutlich komplizierter geht es in der Biogasanlage zu, in der übrigens auch die Speisereste landen, die Fischer + Hohner aus der Gastronomie einsammelt. Mit Hilfe von Billionen kleiner Mitarbeiter, den Mikroorganismen, wird der Abfall vergoren und es entsteht Biogas. Dieses enthält Methan und eignet sich deshalb bestens als Brenngas, welches entweder direkt vor Ort mittels eines Blockheizkraftwerks in Wärme und Strom umgewandelt wird oder auch ins Gasnetz eingespeist werden kann. Übrig bleibt ein Gärrest, der wiederum als Dünger in die Landwirtschaft geht.
Vor allem diese Abfall-Biogasanlagen haben gewaltiges Potential, die Energiewende voranzutreiben und fossiles Gas gegen klimaneutrales Biogas zu ersetzen. Wieder ein Grund, Abfälle sauber zu trennen und in die richtige Tonne zu werfen.
Besonders wichtig ist hierbei, auf keinen Fall Plastik mit einzuwerfen, da dieses am Ende aufwändig aussortiert werden muss, um nicht auf den Feldern oder im Garten zu landen. Das gilt auch für angeblich biologisch abbaubares Plastik, da dieses sich zwar im Laborversuch kompostieren lässt, aber leider nicht außerhalb des Labors.