Für bald alles im Leben scheint es ein passendes Elektrogerät zu geben, ob es Sinn macht oder nicht. Elektrisches Licht, Fernseher und Waschmaschinen bereichern ohne Zweifel unser Leben, auf einen Sensor für Feuchtigkeitseinbrüche in der Windel des Nachwuchses, der per Bluetooth an das Smartphone berichtet, könnte man im Notfall vielleicht auch verzichten. Und wie alle Dinge auf dieser Erde hat auch jedes Elektrogerät irgendwann ausgedient und wird zu Abfall, in diesem Fall dann zu einem sog. Elektroaltgerät.
Um den Kreislauf zu schließen, greift jetzt die letzte Instanz der gesetzlich verankerten Produktverantwortung, wonach der Handel in Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eine flächendeckende Rücknahme zu organisieren hat. Aktuell müssen Händler mit einer Verkaufsfläche bzw. beim Versandhandel einer Lagerfläche für Elektro- und Elektronikgeräte von mindestens 400 qm eine kostenlose Rücknahme anbieten. Ab Juli 2022 wird das dann auch für viele Lebensmittelhändler gelten, bei denen sich Elektrogeräte ebenfalls im Sortiment finden und deren Gesamtverkaufsfläche über 800 qm liegt. Die zu erreichenden Rücknahmequote, also das Verhältnis zwischen verkaufter Neuware und zurückgenommenen Altgeräten ist gesetzlich vorgegeben. Seit 2019 sollte sie bei 65 % liegen, ein Ziel, das wir mit ca. 45 % bisher deutlich verfehlt haben. Die Quote weiter zu steigern ist allerdings eine schwierige Aufgabe, ob die Rücknahme bei den Lebensmittelhändlern hierfür geeignet ist, bleibt abzuwarten.
Vor allem kleine Elektrogeräte werden gerne auch mal über die Restmülltonne entsorgt und somit dem Kreislauf entzogen. Dieser Zustand ist unter mehreren Aspekten bedenklich, da somit zum einen Schadstoffe wie Quecksilber in Energiesparlampen nicht sicher entsorgt werden können und zum anderen kritische Rohstoffe für immer verloren gehen. Die Menge an wertvollen Komponenten bei hochtechnisierten Geräten wie Laptops, Handys, Smartphones, Computer und Ähnliches ist nämlich beträchtlich. Eine Tonne alter Handys enthält bis zu 250 g Gold – zum Vergleich: Eine Tonne Golderz enthält nur etwa fünf Gramm Gold. Deshalb wird für alte Handys auch gerne mal ein Spitzenpreis von über 12.000 €/t ausgerufen.
Diese Werthaltigkeit zieht dann auch gleich ein weiteres Problem des Elektroschrottrecyclings nach sich: die illegalen Transporte ins Ausland. Elektroaltgeräte werden hierbei als Gebrauchtgeräte deklariert und in Länder wie Nigeria, Ghana, Indien oder Südafrika exportiert. Die Rückgewinnung der Metalle erfolgt dort dann durch Freibrennen oder Ablösen im Säurebad, Restteile werden ebenfalls verbrannt, deponiert oder in Flüssen entsorgt. Die Methoden sind wenig effizient und eine Gefahr für Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt. Wie groß dieses Problem tatsächlich ist, lässt sich nur schwer beziffern, laut einer vom Umweltbundesamt beauftragten Studie waren es 2008 etwa 155.000 t. Zum Vergleich wurden im Jahr 2019 in Deutschland etwa 947.067 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt.
Die sicherste Variante, sensible Daten auf gespeicherten, elektronischen Medien zu löschen, ist das Shreddern des Mediums selbst. Hierbei wird das Medium, wie z.B. eine Festplatte nach DIN 66399 in Partikelgrößen / Schnittgrößen im Milimeterbereich zerkleinert. Das zerkleinerte Material ist nicht nur geschnitten, sondern ebenso deformiert. Eine Rekonstruktion ist nahezu unmöglich. Die shredderten Partikel werden gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz der Rohstoff-Rückgewinnung zugeführt.
Moderne Smartphones mit verbauten Lithium-Ionen-Akkus können aus Sicherheitsgründen nicht einem Shredder zugeführt werden, da die verbauten Akkus ein enormes Brand- und Explosionsrisiko haben. Vor diesem Hintergrund löschen wir die Daten des Smartphones mittels einer von Experten (sog. IT-Forensikern) entwickelten Löschsoftware, die selbst durch eine hochkomplexe Rekonstruktions-Software nicht mehr lesbar gemacht werden können. Sofern sich das gelöschte Smartphone noch in einem brauchbaren Zustand befindet, geht es als „refurbished – neu aufgesetzt“ in den Re-Use. Ist der Zustand nicht mehr brauchbar, oder so alt, dass es keine Updates mehr gibt, wird das Smartphone gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz der Rohstoff-Rückgewinnung zugeführt.
Ob die Geräte in die richtigen Entsorgungswege geleitet werden oder nicht hat am Ende jeder selbst in der Hand. Schauen Sie doch einmal nach, ob Sie auch noch das ein oder andere Altgerät zu Hause eingelagert haben. Laut einer Umfrage der Bitcom Research (2020) horten die Bundesbürger insgesamt 199,3 Millionen alte Smartphones oder Handys ungenutzt in Schränken oder Schubladen. Statistisch müssten bei jedem von uns zwischen zwei und drei solcher Geräte liegen.