Seit der Mensch den Lifestyle des Jägers und Sammlers abgelegt hat, hat er angefangen Bauwerke zu errichten. Dies gilt tatsächlich auch für die Historie unseres Hauses Mannert.
Je nach Epoche waren das mehr oder minder zweckmäßige und mit der Zeit auch immer größere Monumente. Betrachtet man die Lebensdauer von Bauwerken über die Menschheitsgeschichte hinweg, bekommt man den Eindruck, dass wir es heute irgendwie eilig haben. Die Pyramiden stehen seit 4500 Jahren, während manch ein Gebäude aus den 1970er Jahren heute schon wieder eingeebnet wurde. Zugegebenermaßen hinkt der Vergleich, da Brandschutz, Schadstoffbelastung und Energieeffizienz bei den Pyramiden eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Nun geht mit dem Bauwahnsinn leider auch ein enormer Ressourcenverbrauch einher. Laut Bundesverband mineralische Rohstoffe brauchen wir Deutschen umgerechnet pro Einwohner und Stunde 1 kg Steine. Für nur einen km Autobahn benötigt man rund 216.000 t Sand, Kies und Split, bei über 13.000 Autobahnkilometer kommt da schon ganz schön was zusammen. Und dann ist da noch der Ausstoß von Treibhausgasen, allein die Herstellung von Zement ist für 8 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich! Wenn wir dann ein Bauwerk nach wenigen Jahrzehnten wieder einreißen und anstatt dessen neu bauen, wird die Rohstoff- und Klimabilanz nicht besser. Eine entscheidende Rolle spielt deshalb die Entsorgung der anfallenden Bau- und Abbruchabfälle. Mit über 50 % des Gesamtdeutschen Abfallaufkommens reden wir hierbei immerhin von über 200 Millionen Tonnen pro Jahr.
Auch wenn es die Branche gerne sehr positiv darstellt, einen wirklichen Kreislauf gibt es bei den meisten Bau- und Abbruchabfällen nicht. Da die Wiederverfüllung einer Kiesgrube mit Bauschutt als stoffliche Verwertung gilt, sind die Recyclingquoten zwar rechnerisch super, aber aus dem eingefüllten Schutt wird am Ende nie wieder ein Haus. Das Downcycling von gebrochenem Bauschutt als Unterbau für technische Bauwerke wie z.B. Straßen oder Parkplätze ist meist schon das Höchste der Gefühle.
Eine kleine Bewegung in der Baubranche will hier allerdings Abhilfe schaffen. Eine als Urban Mining bezeichnete Herangehensweise betrachtet die Städte als die Rohstoffminen der Zukunft. Aus dieser Perspektive heraus ist Deutschland dann kein rohstoffarmes Land mehr, sondern eher das Gegenteil. Optimal wäre es, wenn man alte Baustoffe nach dem Abbruch direkt wieder einsetzen könnte.
Eines der Hauptprobleme hierbei sind allerdings die hohen Güteanforderungen für Baustoffe, die es den gebrauchten Materialien extrem schwer machen. Zudem sind viele Gebäuden massiv schadstoffbelastet. Vieles, was man hier ausbaut, kann nur noch auf die Deponie. Schließlich will niemand mehr Asbest, Glaswolle, teerhaltiges Allerlei, PCB und Konsorten in neuen Gebäuden haben. Und dann sind da noch die Materialverbunde, deren Trennung in der Regel nicht wirtschaftlich darstellbar ist. Nur bei Denkmälern wird dies gezwungenermaßen auch dann praktiziert, wenn es teurer ist als es einfach neu zu machen.
Wer es gerne mal mit gebrauchten Baustoffen versuchen will, wird möglicherweise hier fündig: www.restado.de
Den witzigen Imagefilm des Bundesverbands mineralische Rohstoffe zum Thema 1 kg Steine pro Bürger und Stunde findet man unter https://www.youtube.com/watch?v=HMf3XBuR5mY
Verfasser: Dr. Christoph Stöckle (Ressourcenstrategien)