Wenn etwas gefährlich ist, verboten gehört oder man sowas am Ende angeblich gar nicht entsorgen kann, wird dafür gerne der Begriff Sonderabfall verwendet. Aber gibt es überhaupt so etwas wie Sonderabfall? Streng genommen gibt es ihn per Definition in Bayern nur außerhalb von privaten Haushalten. In der Entsorgungspraxis findet er sich dann aber doch irgendwie in den eigenen vier Wänden.
Dort ist es im Prinzip alles, was wir nicht in die Abfalltonnen oder den gelben Sack werfen dürfen und was wir am Wertstoffhof nicht loswerden. Dafür gibt es dann die Schadstoffmobile, die von Ort zu Ort tingeln und hier versuchen rauszufinden, was der Opa vor 50 Jahren in die leere Jägermeisterflasche gefüllt hat. Eine echte Herausforderung an das Personal! Sie machen sich keine Vorstellung, was die Leute alles zu Hause im Giftschrank haben. Spätestens bei dem Satz „so etwas gutes kann man heute gar nicht mehr kaufen“ sollte man hellhörig werden. Und da echte Profis nicht auf die Flasche schreiben, was drin ist, braucht es schon viel Erfahrung, um alles, was da kommt einzuordnen. Wenn Sie die Zeit haben, schauen Sie dem Treiben dort doch mal für ein paar Minuten zu, das offenbart spannende Einblicke in so manches Heimlabor.
Und wer entsorgt das Sammelsurium aus den Schadstoffmobilen am Ende? Hierzu hat Bayern auch eine Lösung: Sonderabfall ist laut Gesetz einer Institution namens gsb Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH zu überlassen. Diese gsb GmbH wurde bereits 1970 vom Freistaat gegründet, um eine möglichst hochwertige und umweltverträgliche Entsorgung von Sonderabfällen zu gewährleisten. Technisch ist sie mit einer Sonderabfallverbrennungsanlage, zwei Sonderabfall-Deponien sowie weiteren Anlagen für Abwässer und Schlämme ausgestattet. Zudem gibt es eine Reihe von Sammelstellen, die eine ortsnahe Anlieferung von kleineren Mengen ermöglichen. Klingt alles super, aber in den letzten Jahren lief es irgendwie nicht mehr so rund wie am Anfang: Die gsb ist in jüngerer Zeit immer wieder an Ihre Behandlungskapazitäten gestoßen, wodurch sich vermehrt Entsorgungsengpässe ergaben. Aufgrund des gesetzlich verankerten quasi-Monopols konnte dann nur sehr bedingt an andere Entsorgungsunternehmen ausgewichen werden, was zusammen mit den stetig steigenden Preisen für viel Frust sorgte.
Jetzt darf man aber zwei Dinge nicht miteinander vermischen, die Arbeit der gsb und die grundsätzliche Konzeption der Sonderabfallentsorgung in Bayern. Die gsb macht einen schwierigen Job im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf höchstem Niveau. Es dauert zwar manchmal länger als gehofft, aber es wurden am Ende immer Lösungen gefunden. Die Gesamtkonstellation zu hinterfragen, auszubauen und ggf. zu modernisieren ist Aufgabe der Politik und übrigens auch ein nicht unerheblicher Teil der akuten Fragen zur Zukunftsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft.
Wer auch mal ein Blick hinter die Kulissen der beeindruckenden Sonderabfallverbrennungsanlage der gsb in Baar-Ebenhausen werfen will, kann dies auf der Homepage der gsb tun unter
https://www.gsb.bayern/aktuelles-wissenswertes/panorama-aufnahmen
Verfasser: Dr. Christoph Stöckle (Ressourcenstrategien)