… begleitet den Menschen wahrscheinlich schon seit es ihn gibt, auch wenn die Gedanken dahinter sich im Laufe der Jahrtausende gewandelt haben. Die ersten Kleidungsstücke mussten wahrscheinlich weniger „kleiden“, sondern viel mehr schützen, nämlich vor Wind, Wetter und Kälte. Streng genommen handelte es sich damals schon um eine Art Funktionskleidung..
Auch die Wieder- und Weiterverwendung abgelegter Kleidung spielte sicherlich schon eine große Rolle. Mit der Entwicklung von Zivilisationen bekamen Kleider immer mehr Statuscharakter, der in unseren Breiten zur Zeit des Barocks einen seiner Höhepunkte erreichte. Auch hier gab es einen florierenden Second-Hand Markt für die abgelegte Garderobe des Adels, der ständig mit der Mode gehen und damit oft neuwertige Textilien abzugeben hatte. Die einfachen Leute waren hingegen froh, wenn sie überhaupt etwas brauchbares zum Anziehen hatten. Wer nähen konnte, war hier klar im Vorteil, da man sich aus den erhältlichen Alttextilien seine eigene Kollektion schneidern konnte. Was nach Freiheit und Individualität klingt, war oft Ausdruck bitterer Armut.
Dass Innovation aus der Not geboren wird zeigt das Beispiel der sogenannten Futtersackkleider, die von den 1920er Jahren bis zur Weltwirtschaftskrise zu einer Ikone des ländlichen Lebens wurden. Diese Entwicklungen reichten so weit, dass 1924 ein Patent für „einen Sack an, dessen Stoff für die Verwendung für Kleidungsstücke geeignet ist, nachdem das Produkt entfernt oder verbraucht wurde“ angemeldet wurde. In den Jahren des Wirtschaftswunders verschob sich der Schwerpunkt der Textilindustrie wieder in Richtung modischer Aspekte, eine Entwicklung, die bis heute anhält. Die schon bald globalisierte Produktion wuchs von Jahr zu Jahr und zog einen Markt für gebrauchte Textilien nach sich. Wer am Textilmarkt auf Dauer bestehen und seine Umsätze kontinuierlich steigern wollte, musste strategisch vorgehen.
Aus dieser Motivation heraus wurde das schon im Adel des Barock erprobte Geschäftsmodell ständig wechselnder Kollektionen wiederentdeckt. Ein Trend, der auch sehr kritisch als „Fast Fashion“ bezeichnet wird. Wer davon ausgeht, dass sich über diese Entwicklungen auch der Altkleidermarkt freut, wird leider enttäuscht. Viele Artikel der Masseware wurden billig und mit wenig Anspruch auf Qualität hergestellt, schließlich fördert eine kurze Halbwertszeit das Geschäft noch zusätzlich.
Für Textilrecycler bedeutet das enorme Herausforderungen in der Auswahl brauchbarer Einzelstücke. Hinzu kommen hohe Entsorgungskosten für die übrige Ware, die aufgrund ihres hohen Kunstfaseranteils nicht einmal als Putzlumpen dienen können. Die enormen Mengen an Kleidung, die wegen der langanhalten Ladenschließungen während der Corona-Pandemie wie Blei in den Regalen lagen, verschärfen die Situation noch zusätzlich.