Wer bin ich? Ich bin unscheinbar dunkelgrau, finde mich in jedem Haus, bin meistens vor neugierigen Blicken versteckt und darf je nachdem nur alle ein bis zwei Wochen raus auf die Straße. Sie haben es vielleicht schon erraten, wir reden von der Restmülltonne.
Sie muss alles aufnehmen, was wir oder die Entsorgungsbranche nicht irgendwie verwerten können. Sie ist die Ur-Mülltonne, da es am Angang der systematischen Müllabfuhr eben nur diese Tonne gab, alle anderen kamen erst viel später dazu. Und obwohl wir uns wahrscheinlich ein Leben ohne diese Tonne nicht mehr vorstellen können, gibt es sie noch gar nicht so lange.
Erst, als die Städte während des Wirtschaftswunders in den 1960er Jahren im Abfall zu ersticken drohten, wurde eine flächendeckende Müllabfuhr mit eben dieser Tonne eingerichtet. Die Ur-
Mülltonne hieß damals übrigens noch Aschetonne, da in vielen Haushalten noch Ofenheizung und vor allem Kohleöfen in Gebrauch waren und in diese Tonnen die (oft noch heiße) Asche eingefüllt wurde. Aus eben diesem Grund waren diese Aschtonnen damals auch noch aus Metall. Die ersten Plastiktonnen trugen dann aus gutem Grund noch folgenden Aufkleber: „Keine heiße Asche einfüllen.“ Die Entleerung dieser Aschetonnen war eine staubige Angelegenheit, weshalb ein Augsburger Unternehmen sich mit dem ersten staubfreien Müllfahrzeug am Markt positionieren konnte. Bis heute sagt man deshalb in Ungarn zum Mülleimer noch Kuka, obwohl der Namensgeber heute eher für High-Tech in der Fertigungsautomatisierung bekannt ist.
Früher landeten die Inhalte der Aschtonnen auf der Deponie bzw. auf der Müllkippe. Seit einer Gesetzesänderung im Jahre 2005 geht jetzt alles erstmal in die Müllverbrennungsanlage. Bei dieser Verbrennung bleiben Stäube, Asche und Schlacke übrig, aus denen nach der Rückgewinnung von Metallen vor allem Sekundärbaustoffe entstehen, die u. a. bei der Herstellung von Beton und Asphalt als Zuschlagstoffe verwendet werden. Ein weiterer wichtiger Baustoff entsteht bei der Rauchgasreinigung, nämlich hochreiner Gips, der sog. REA (Rauchgasentschwefelungsanlage)-Gips, der aus dem Bausektor absolut nicht mehr wegzudenken ist. Zu deponieren bleiben am Ende nur noch die Filterstäube aus der Rauchgasreinigung. Diese können aufgrund ihrer Schadstoffbelastung nicht mehr verwertet werden.
Wenn man das alles so betrachtet, könnte man meinen, dass es sich unter den gegebenen Umständen um eine ganz brauchbare Entsorgung handelt. Allerdings gibt es neben den genannten Endprodukten einer solchen Verbrennungsanlage noch ein weiteres Abfallprodukt, das ungehindert in die Atmosphäre abgegeben wird: das CO2. Je nach Zusammensetzung des verbrannten Abfalls können pro verbrannter Tonne 250-600 kg CO2 entstehen. Deswegen wurden irgendwann Stimmen laut, die eine Aufnahme der Abfallverbrennung in den Treibhausgasemissionshandel forderten. Hier müssen Verursacher von Treibhausgasen Zertifikate für ihre Emissionen erwerben, was dann durch die zusätzlichen Kosten ein Umdenken bewirken soll. Da die Restmülltonnen aber größtenteils pauschal über Anzahl und Volumen und nicht über das abgeholte Gewicht abgerechnet werden, entstünde, so die Kritiker, aus der Maßnahme kaum die gewünschte Wirkung.
Am Ende konnten sich die Kritiker aber nicht durchsetzen und nun wird ab 01.01.2024 auf Abfall zur Verbrennung eine entsprechende Abgabe fällig. Wir müssen also alle ob Bürger/Endverbraucher oder Firmenkunde, ab nächstem Jahr mit einer Erhöhung der Müllgebühren bzw. Entsorgungspreise rechnen. Die Einnahmen aus dem Emissionshandel sollen dann für Maßnahmen zum Klimaschutz verwendet werden, also ist es am Ende wenigstens für einen guten Zweck.
Wer Interesse hat, findet hier einen alten Werbefilm von KUKA:
https://www.youtube.com/watch?v=0loqqvaJM0M
Verfasser: Dr. Christoph Stöckle (Ressourcenstrategien)